Joyce
Mein Leben in Nigeria war selbstbestimmt, ich war geachtet und erfolgreich. Ich arbeitete als Abteilungsleiterin
in einem Chemie Labor, hatte meine eigene Wohnung und ein Chauffeur brachte mich täglich zur Arbeit.
In meiner Freizeit sang ich im Kirchenchor. Singen war damals schon meine große Leidenschaft.
Später habe ich meinen damaligen Mann kennengelernt, er ist auch Nigerianer, lebte aber in Deutschland und kam immer wieder nach Nigeria, um Urlaub zu machen und seine Familie zu besuchen. Wir haben uns verliebt, heirateten und bekamen einen Sohn.
Nach zwei Jahren Fernbeziehung wollte ich nicht mehr getrennt von ihm sein, ich wollte, dass wir als Familie zusammen leben.
Also beantragte ich ein Visum, gab mein Leben in Nigeria auf und reiste zu ihm nach Deutschland.
Ich hatte keine Idee, was mich in dem neuen Land erwartet. Es war Winterzeit als wir ankamen und so kalt, außerdem hatten wir kein Auto und lebten zu Dritt in einem Einzimmerappartement.
Mein Mann erklärte mir immer und immer wieder, dass ich in Deutschland ein Nichts sei.
Die Sprache war mir fremd, ich war verunsichert und hatte vor allem Angst.
Meine ganze Hoffnung blieb an meinem Mann. Er war derjenige, der sich um alles gekümmert hat.
Plötzlich lebte ich in einer anderen Welt.
Ich war Opfer häuslicher Gewalt und als mein zweiter Sohn zur Welt kam, wurde die Situation nur noch schlimmer.
Ich endete im Krankenhaus und anschließend lebte ich für sechs Monate im Frauenhaus.
Zurück nach Nigeria konnte ich nicht. Meinem Vater ging es gesundheitlich nicht gut und ich wollte ihm nichts von meiner Situation erzählen.
Mein Glaube an Gott hat mir in diesem Zustand sehr geholfen, alleine hätte ich es nie geschafft.
Als mein Mann ins Ausland verschwand, habe ich mein Leben selbst wieder in die Hand genommen.
Dabei bekam ich sehr viel Unterstützung von anderen Menschen.
Die Tagesmutter meines Sohnes, mit der ich heute noch Kontakt habe, war sehr lieb zu uns und wir sind eine Familie geworden.
Ich besuchte einen Deutschkurs, in dem ich mich sehr wohl fühlte und tolle Leute kennengelernt habe.
Mein Gesangstalent wurde von meinen Klassenkameraden und Lehrern entdeckt und meine Lehrerin hat mich dazu motiviert weiter zu singen.
Sie knüpfte die Kontakte für meinen ersten Besuch in einem Aufnahmestudio, ich brachte meine erste CD heraus.
Ich habe auch Videos auf YouTube, worauf ich sehr stolz bin. Joyce Ejiogu.
Nach meinem Sprachkurs, fing ich wieder an in meinem Beruf zu arbeiten und habe weitere nette Leute kennengelernt.
In meiner Kirchengemeinde singe ich heute auch wieder sehr gerne. Ich mache das was mir Spaß macht und bin deshalb sehr glücklich.
Manchmal hatte ich das Gefühl, als fremde Person in einem neuen Land zu stören. Aber durch diesen Gedanken hat sich meine Einstellung geändert. Durch den Beitritt in Organisationen und Gruppen habe ich viele Personen besser kennengelernt. Man hilft sich gegenseitig und das macht glücklich.
Ich singe z.B als Gospelmusikerin und jeden ersten Samstag vom Monat, habe ich eine Veranstaltung und singe ein kleines Konzert im Mehrgenerationen-Haus in Ludwigshafen.