Autor: Domenica Vecchio

Ich entwickle mich immer weiter und das macht mein Leben interessant.

Luidmila
In Weißrussland habe ich Germanistik studiert. Die deutsche Sprache hat mich immer fasziniert.
Wir hatten eine Partnerschule in der Schweiz und ich reiste zu einem Austausch in den Kanton Glarus.
Das war ein Schlüsselerlebniss für mich. Mit meiner Austausch Familie  stehe ich noch immer in Kontakt.
Danach bin ich durch ein Aupair -Programm nach Landenburg  gekommen,
und habe anschließend eine Ausbildung als Dolmetscherin begonnen, am Ende wurde ich
von der Firma übernommen.
Ich durfte in Deutschland bleiben, ich habe Glück gehabt.

Vielleicht würde ich heute einen anderen Weg gehen,
aber wenn ich mich frage was ich vom Leben erwarte, dann stelle ich fest,
ich will eigentlich nur glücklich sein zusammen mit den Menschen die mir nahe sind.
In diesem Kontext will ich mich verbessern und weiter entwickeln, darauf achten was ich für andere tun kann.
Dadurch ergeben sich für mich immer neue, oft überraschende Facetten.
Ich entwickle mich immer weiter und das macht mein Leben interessant.
 

Lea ist in Sizilien geboren und erzählt wie sie es geschafft hat sich in Deutschland zuhause zufühlen ohne ihre Wurzeln zu verlieren

wenn Du in einem Land bleiben willst, musst Du ein Teil davon werden

Lea

Mit sieben Jahren kam ich mit meinen Eltern von Sizilien nach Deutschland. Ich ging in eine italienische Schule, wo wir auch Deutsch gelernt haben. Nach der 6.Klasse bin ich wieder nach Italien gezogen und habe dort noch die 8.Klasse gemacht, bis es wieder nach Deutschland ging. Um letztendlich etwas Festes zu haben, habe ich eine Lehre als Friseurin angefangen. Vier Jahre später bin ich zurück nach Italien und habe mich dort selbständig gemacht.
Ich habe nie gewusst, wo ich wirklich zu Hause bin, wo ich hingehöre und wo es mir eigentlich besser gefällt. Ich habe mir gedacht, gut ich probiere es nochmal in Italien. Doch irgendetwas hat immer gefehlt. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, angekommen zu sein.
So bin ich schließlich wieder nach Deutschland. Ich begann im Restaurant meiner Familie zu arbeiten, welches ich später auch übernommen habe. Das war mein Leben. Die Gastronomie hat mich von all dem, was mich unglücklich gemacht hat, abgelenkt.
Ich habe mich endlich wie zu Hause gefühlt, denn meine ganze Familie war ebenso um mich herum, meine Geschwister, meine Nichten, Neffen und Freundinnen von früher, die ich wieder getroffen habe. Ich habe keine Leere mehr gefühlt.
In Italien hat man ein schönes Leben. Das Klima stimmt und die Kultur ist schön, doch sobald es um Bürokratisches geht, wird es unangenehm. Das ist nicht vergleichbar mit Deutschland. Wenn man in Italien keine Kontakte hat, ist man regelrecht aufgeschmissen.
Ich werde oft gefragt, wieso ich keinen deutschen Pass habe, obwohl ich in Deutschland lebe.
Dann sage ich, ja ich lebe in Deutschland und fühle mich hier auch wohl, aber ich bin Italienerin. Ich hatte nie Probleme damit, dass ich einen italienischen Pass habe und damit hier in Deutschland zu sein. Es war für mich nie ein Problem und es war auch nie ein Problem für die anderen, dass ich Italienerin bin.
Wenn man in ein anderes Land zieht, sollte man sich integrieren und verständigen können. Man sollte nicht die eigene Kultur mit der Deutschen vergleichen, sondern sie akzeptieren, sich anpassen und so leben wie es in diesem Land für gewöhnlich ist. Man sollte hier sein und nicht mit dem Kopf noch in der Heimat.
Am besten ist es eine Arbeitsstelle zu suchen, wo nur Deutsch gesprochen wird. Denn so lernt man am schnellsten die Sprache und man ist mit den Einheimischen zusammen. Man darf nie seine Wurzeln und seine Kultur vergessen, aber wenn du in einem Land bleiben willst, musst du ein Teil davon werden.

der Anfang in Deutschland war für mich sehr schlimm

Laureta

Ich lernte meinen Mann kennen als er in Mazedonien Urlaub machte, da lebte er schon eine Weile in Deutschland, es ging alles ganz schnell mit uns, nach 5 Monaten haben wir uns verlobt und geheiratet. Aber ich habe es nie bereut.
Der Anfang in Deutschland war für mich schon sehr schlimm. Ich habe es jeden Tag bedauert, dass ich nach Deutschland gekommen bin, heute jedoch nicht mehr.
Das Problem war, dass wir ganz alleine waren, ohne Familie und noch ohne Freunde.
Ich habe mich nicht nach draußen getraut. Ich fing an Fernsehen zu schauen und lernte dadurch auch die deutsche Sprache. Damals gab es jeden Tag eine französische Serie, die ins Deutsche übersetzt wurde und ich habe sie geliebt. Später habe ich eine Albanerin kennengelernt und Freundschaft geschlossen. Sie hat mit mir zum Glück nur Deutsch gesprochen. So bemerkte ich, dass in unsere Nachbarschaft viele Albaner/innen lebten und daraufhin waren wir jeden Tag draußen. In den ersten drei Jahren hatte ich nur mazedonische Freundinnen, aber durch meine Kinder, dem Kindergarten und dem Fußball Verein haben sich unsere sozialen Kontakte vergrößert.
Meine Mutter war alleinerziehend mit vier Kindern. Wir waren als Familie glücklich, aber wir mussten immer sparen. Ich habe die 8 Klasse fertig gemacht und danach etwas dazu verdient. Wir hatten einen großen Garten und alles zu Hause: Gemüse, Obst, Eier, etc..
Das Leben in Mazedonien ist nicht einfach. Man verdient 250€ monatlich. Viele haben im Ausland Familie die  helfen, denn ohne deren Hilfe wäre es sehr schwierig zu überleben. Jeden Monat schicke ich ein Paket mit Kleidern und Essen nach Mazedonien.
Die Gesellschaft dort, ist mehr auf die Familie gerichtet. Bei uns nehmen die jüngeren Kinder ihre Eltern auf. Das Haus ist auch immer voll und es herrscht fast täglich eine volle Bude. Es wird einfach hereinspaziert und nicht geklopft. Die Leute haben nichts wirklich zu tun, sie arbeiten kaum und sind den ganzen Tag zu Hause und freuen sie sich auch darüber. Ich hingegen hier, habe keine Zeit. Ich gehe arbeiten und freue mich dann auf meine Ruhe, wenn ich zu Hause bin. Wenn man bei mir vorbeikommen möchte, werde ich zuerst angerufen und gefragt. Hier fühle ich mich viel wohler.

Plötzlich lebte ich in einer anderen Welt

Joyce

Mein Leben in Nigeria war selbstbestimmt, ich war geachtet und erfolgreich. Ich arbeitete als Abteilungsleiterin
in einem Chemie Labor, hatte meine eigene Wohnung und ein Chauffeur brachte mich täglich zur Arbeit.
In meiner Freizeit sang ich im Kirchenchor. Singen war damals schon meine große Leidenschaft.

Später habe ich meinen damaligen Mann kennengelernt, er ist auch Nigerianer, lebte aber in Deutschland und kam immer wieder nach Nigeria, um Urlaub zu machen und seine Familie zu besuchen. Wir haben uns verliebt, heirateten und bekamen einen Sohn.
Nach zwei Jahren Fernbeziehung wollte ich nicht mehr getrennt von ihm sein, ich wollte, dass wir als Familie zusammen leben.
Also beantragte ich ein Visum, gab mein Leben in Nigeria auf und reiste zu ihm nach Deutschland.

Ich hatte keine Idee, was mich in dem neuen Land erwartet. Es war Winterzeit als wir ankamen und so kalt, außerdem hatten wir kein Auto und lebten zu Dritt in einem Einzimmerappartement.
Mein Mann erklärte mir immer und immer wieder, dass ich in Deutschland ein Nichts sei.
Die Sprache war mir fremd, ich war verunsichert und hatte vor allem Angst.
Meine ganze Hoffnung blieb an meinem Mann. Er war derjenige, der sich um alles gekümmert hat.
Plötzlich lebte ich in einer anderen Welt.
Ich war Opfer häuslicher Gewalt und als mein zweiter Sohn zur Welt kam, wurde die Situation nur noch schlimmer.
Ich endete im Krankenhaus und anschließend  lebte ich für sechs Monate im Frauenhaus.
Zurück nach Nigeria konnte ich nicht. Meinem Vater ging es gesundheitlich nicht gut und ich wollte ihm nichts von meiner Situation erzählen.

Mein Glaube an Gott hat mir in diesem Zustand sehr geholfen, alleine hätte ich es nie geschafft.
Als mein Mann ins Ausland verschwand, habe ich mein Leben selbst wieder in die Hand genommen.
Dabei bekam ich sehr viel Unterstützung von anderen Menschen.
Die Tagesmutter meines Sohnes, mit der ich heute noch Kontakt habe, war sehr lieb zu uns und wir sind eine Familie geworden.

Ich besuchte einen Deutschkurs, in dem ich mich sehr wohl fühlte und tolle Leute kennengelernt habe.
Mein Gesangstalent wurde von meinen Klassenkameraden und Lehrern entdeckt und meine Lehrerin hat mich dazu motiviert weiter zu singen.
Sie knüpfte  die Kontakte für meinen ersten Besuch in einem Aufnahmestudio, ich brachte meine erste CD heraus.
Ich habe auch Videos auf YouTube, worauf ich sehr stolz bin. Joyce Ejiogu.
Nach meinem Sprachkurs, fing ich wieder an in meinem Beruf zu arbeiten und habe weitere nette Leute kennengelernt.
In meiner Kirchengemeinde singe ich heute auch wieder sehr gerne. Ich mache das was mir Spaß macht und bin deshalb sehr glücklich.
Manchmal hatte ich das Gefühl, als fremde Person in einem neuen Land zu stören. Aber durch diesen Gedanken hat sich meine Einstellung geändert. Durch den Beitritt in Organisationen und Gruppen habe ich viele Personen besser kennengelernt. Man hilft sich gegenseitig und das macht glücklich.
Ich singe z.B als Gospelmusikerin und jeden ersten Samstag vom Monat, habe ich eine Veranstaltung und singe ein kleines Konzert im Mehrgenerationen-Haus in Ludwigshafen.

Portrait von Bernardina aus Portugal für www.lucys-sky.de Dina erzählt wie sie nach 17 Jahren in Deutschland ihren eigenen Weg ging

Mit meinem ersten Gehalt habe ich mein Leben neu aufgestellt.

Bernardina

Als ich 4 Jahre alt war haben sich meine Eltern scheiden lassen, meine Mutter ging als Gastarbeiterin nach Deutschland und ich bin bei meinem Vater in Portugal geblieben.
Mit 16 Jahren wollte ich meine Mutter kennenlernen und so bin ich, als ich mit der 10 Klasse fertig war, nach Deutschland gereist, um sie zu besuchen.
Ich wollte nicht bleiben, aber meine Mutter hatte schon  geplant, dass ich bei ihr bleibe. Vielleicht aus schlechtem Gewissen.

Sie arbeitete in einem italienischen Restaurant und auch ich habe dort ausgeholfen und dort habe ich auch meinen damaligen Mann kennengelernt und mit 17 Jahren geheiratet. Ich war mit dieser Entscheidung mehr oder weniger zufrieden, denn damals waren es andere Zeiten.
So kam es dass ich in Deutschland geblieben bin.

Schon ein Jahr später ist mein ältester Sohn auf die Welt gekommen.
Mein Mann hat einen Heimservice übernommen und wir haben zusammen 17 Jahre lang eine Gastronomie geführt.Ich habe in all diesen Jahren keinen Deutschkurs gemacht, ich lebte in einer eigenen Welt.

Kurz nachdem mein zweiter Sohn auf die Welt kam, haben die gesundheitlichen und psychischen Probleme meines Mannes begonnen. Mein Vater und meine Stiefmutter wollten, dass ich zurück nach Portugal komme, aber ich konnte nicht. Ich war zwar davon überzeugt, dass meine Ehe nicht mehr funktionierte, aber wegen meiner Kinder, habe ich mich entschieden nicht zu gehen. Ich habe allem noch eine zweite Chance gegeben.
Allerdings nahm mir meine Stiefmutter das Versprechen ab, eine Ausbildung in Deutschland zu machen.
Ich habe mich für die Altenpflege entschieden, obwohl ich nie einen Deutschkurs gemacht habe. Meine Ausbildung begann, die erste Klausur meisterte ich mit voller Punktzahl. Die Nonnen waren so begeistert von meinem Wissen, dass ich in der kurzen Zeit, ohne deutsch Kenntnisse, so viel konnte. Sie haben an mich geglaubt. Wie es Gottes Wunsch war, wurde ich schwanger mit meinem dritten Sohn. Später habe ich meine Ausbildung fortgesetzt und mit einer Eins bestanden. Ich arbeitete heute seit 15 Jahren als Stationsleiterin im Altersheim.
Nach meiner Ausbildung habe ich mich von meinem Mann getrennt, mit meinem ersten Gehalt habe ich mein Leben neu aufgestellt und meine Kinder weiterhin alleine aufgezogen.
 

Portrait von Silvia aus Bulgarien für www.lucys-sky.de Silviya folgte ihrer großen Liebe nach Deutschland und kämpft nun für die Anerkennung ihres bulgarischen Diploms

Ich glaubte daran, etwas Neues wagen zu können.

Silvia

Mein Mann war meine große Liebe auf den ersten Blick und das ist er heute immer noch, obwohl wir fünf Jahre voneinander getrennt waren.
Wir wollten unseren beiden Töchtern das Studium ermöglichen, für welches wir nicht genug Geld hatten.
Daher hat mein Mann die Entscheidung getroffen, nach Deutschland zu gehen um dort Arbeit zu finden.  Ich bin in Bulgarien geblieben mit meinen Kindern, die ihr Studium abgeschlossen haben.
Mit der Zeit fühlte ich mich einsam und allein. Meine Kinder waren erwachsen geworden und führten ihr eigenes Leben.
Ich wollte nicht mehr getrennt von meinem Mann sein.
Es fiel mir schwer mein Land zu verlassen, aber ich glaubte daran, etwas Neues wagen zu können.
Als ich ankam, habe ich mir einen Plan gemacht. Ich fragte mich: Was kann ich machen? Das Erste das mir in den Sinn kam, war ein Sprachkurs zu belegen, was ich auch sofort tat. Als nächstes wollte ich eine Arbeit finden, da ich aber gesundheitliche Probleme habe, war die Auswahl nicht groß. Die Beschäftigung mit Kindern gefällt mir sehr und da ich Lehrerin und Psychologin bin, habe ich mir das zu meinem Motto gemacht. Ich arbeitete in einer Kinderbetreuung und war sehr zufrieden damit. Ich mache das was mir Spaß bringt. Heute bin ich eine Lernpatin für Kinder in der Fremdsprachenförderung.
All dies war mein Weg für meine Integration. Mein Ziel ist es nun, die Anerkennung für mein Studium als Lehrerin und Psychologin zu bekommen.
Es ist jedoch sehr schwer und  mir ist bewusst, dass das nicht klappen kann, denn die Jüngste bin ich auch nicht mehr. Versuchen möchte ich es aber auf jeden Fall.

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